Depression kann jeden treffen

Egal ob Sitz- oder Stehplatz

Allein in Deutschland leiden rund 4 Millionen Menschen an einer Depression. Etwa 16 bis 20 von 100 Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung.* Obwohl Depression also eine sehr häufige Erkrankung ist, wird sie in der Öffentlichkeit immer noch zu wenig wahrgenommen und oft missverstanden. Wie Diabetes oder Bluthochdruck ist eine Depression nicht Ausdruck persönlichen Versagens, sondern eine Erkrankung, die jeden treffen kann, unabhängig von Beruf, Alter, Sitz- oder Stehtribüne. 

Oft bricht die Depression in einen bis dahin gut funktionierenden Alltag ein. Manchmal ist sie nur schwer von einer alltäglichen Verstimmung oder einer Lebenskrise zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang lautet eine häufige Frage: “Ist das jetzt nur eine Phase?” 

Oft denken Patient und Arzt zunächst an eine körperliche Erkrankung. Jedoch ist bei genauem Nachfragen fast immer eine sichere Diagnose möglich. Dies ist sehr wichtig, da die meisten depressiven Patienten erfolgreich behandelt werden können. Wird die Depression nicht erkannt, führt dies zu unnötigem Leiden und zur Gefährdung des Patienten, im schlimmsten Fall bis zur Selbsttötung.

*Quelle: Bundesministerium für Gesundheit: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/depression.html

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Interview Robert-Enke-Stiftung

Lasst uns offen über Depressionen sprechen als wäre es der Kreuzbandriss der Seele”

Wir haben uns sehr gefreut, dass sich Tilman Zychlinski, Stiftungsmanager der Robert-Enke-Stiftung, Zeit für uns genommen und einige Fragen zur Arbeit der Stiftung beantwortet hat.

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“Eine Krankheit, die nichts mit Schwäche zu tun hat”

Das Bündnis im Interview

Viktoria Toeller, vom Düsseldorfer Bündnis gegen Depression, stand uns für ein spannendes Interview zur Verfügung und hat uns Fragen rund um die Krankheit, die Erkennung von Symptomen und die Arbeit des Bündnisses beantwortet.

Über Depression

 

Ursachen der Depression

Die Gründe für die Entstehung einer Depression sind vielfältig und noch nicht endgültig geklärt. Unbestritten sind die Zusammenhänge zwischen einerseits psychosozialen und andererseits neurobiologischen Faktoren. So erhöhen psychische und psychosoziale Faktoren, wie z.B. Traumatisierungen in der Kindheit, die Empfindlichkeiten an einer Depression zu erkranken. Zudem sind Faktoren wie Überforderungen oder Verlusterlebnisse Auslöser einer depressiven Episode. Entsprechend dienen u.a. diese Faktoren als Angriffspunkte für eine Psychotherapie.

Auf Seiten der Neurobiologie gibt es genetische Faktoren, die die Empfindlichkeit zu erkranken beeinflussen. Immer liegen bei einer Depression Veränderungen des Hirnstoffwechsels oder der Stresshormonachse vor. Diese stellen ihrerseits Ansatzpunkte für biologische Verfahren, wie z.B. für Antidepressiva, dar.

Das bedeutet: Auf beiden Seiten werden Erklärungen und Therapieansätze für die Depression gefunden. Dieses Wissen erleichtert oft die Akzeptanz der Depression als Erkrankung und das Verständnis für die sich ergänzenden therapeutischen Ansätze.

 

Depression ist behandelbar

Depressionen können heute mit großem Erfolg behandelt werden. Dank medikamentöser Therapie und psychotherapeutischer Verfahren stehen hochwirksame Behandlungsmethoden zur Verfügung. Leider kommen sie jedoch zu selten zum Einsatz, weil Depressionen noch immer häufig übersehen werden.

Aus der Forschung wissen wir, dass bei einer Depression Störungen im Stoffwechsel des Gehirns ganz unabhängig vom konkreten Auslöser auftreten. Vereinfacht erklärt, werden positive Gefühlssignale vermindert und negative durch die Stoffwechselstörungen verstärkt. Genau hier setzen antidepressive Medikamente an und tragen dazu bei, den veränderten Stoffwechsel auszugleichen. Die depressiven Symptome lassen nach. Um einen Rückfall zu vermeiden, ist meist eine regelmäßige und oft Monate dauernde medikamentöse Therapie notwendig.

In einer Psychotherapie, die sich insbesondere bei leichten und mittelschweren Depressionen bewährt hat, erwirbt der Patient Strategien, um anders mit seinen Problemen umzugehen. Wenn Angehörige verstehen, dass es sich bei einer Depression um eine ernsthafte Erkrankung handelt, können sie durch ihre Unterstützung ebenfalls einen wichtigen Beitrag für die Bewältigung einer Depression leisten.

Depression hat viele Gesichter

Oft geht der Depression eine besondere Belastung, etwa der Verlust einer geliebten Person oder eine anhaltende Überforderung, voraus. Sie kann aber auch wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommen. Viele Betroffene erleben nur eine einzige, über Wochen oder Monaten andauernde depressive Phase, bei anderen kehrt die Depression wieder. Manche Patienten geraten in den trüben Herbst- und Wintermonaten besonders leicht in eine depressive Bedrücktheit.

Nicht alle, die an einer Depression erkranken, leiden unter denselben Symptomen. Nicht immer muss die depressive Verstimmtheit im Vordergrund stehen: Bei manchen überwiegen der fehlende Antrieb und Schwung, bei anderen eine rastlose innere Unruhe. Oft kommt es zu Schlafstörungen und vielfältigen körperlichen Beschwerden. Auch geht das Interesse an Sexualität verloren. Neben ausgeprägter Freud- und Gefühlslosigkeit mit innerer Leere kommt es häufig zu Konzentrationsstörungen und manchmal auch zu beklemmender Angst. Der Schweregrad ist unterschiedlich, bis hin zum völligen Unvermögen, den normalen Alltag zu bewältigen. In bestimmten Lebensphasen oder Situationen zeigt die Depression ein eigenes Gesicht. So äußert sie sich sowohl bei ganz jungen Menschen wie auch im Seniorenalter mit einer etwas anderen Symptomatik. Sie kann in speziellen Situationen wie einer Schwangerschaft und nach einer Geburt, am Arbeitsplatz und besonders in der dunklen Jahreszeit auftreten.

 

Depression belastet auch das Umfeld

Für Angehörige kann die Situation im Zusammenleben mit einem depressiven Menschen sehr belastend sein. Der vertraute Mensch scheint ganz verändert. 

Umso wichtiger ist es, die Depression als ernstzunehmende Krankheit zu akzeptieren. Es ist keine Frage des Willens oder des Wollens, wenn der/die Kranke nicht in der Lage ist, seinen/ihren Alltagsverpflichtungen und Gewohnheiten nachzukommen.

Sich Kenntnisse über die Erkrankung anzueignen, bringt Sicherheit im Umgang und in der Einschätzung der Depression. Denn auch Angehörige brauchen Unterstützung im Alltag mit dem depressiven Menschen. 

Wenn Gefühle der Hilflosigkeit, Aggression oder Fragen auftauchen ist es sinnvoll, Rat zu suchen. Vor allem wenn der/die Kranke Selbsttötungsabsichten oder Todeswünsche äußert, muss dies immer sehr ernst und Hilfe von außen in Anspruch genommen werden.

Ansprechpartner können Hausärzt(e)/innen, Psychotherapeut/innen, Kliniken und Institutsambulanzen sowie der Sozialpsychiatrische Dienst oder bei Angehörigen im Senioren-Alter auch spezielle Beratungsstellen sein. 

Spezielle Ratgeber oder Hilfsangebote für Angehörige können helfen. So bieten einige Kliniken Psychoedukation für die Angehörigen ihrer Patienten an.

Anzeichen einer möglichen depressiven Entwicklung am Arbeitsplatz  (copyright beim Düsseldorfer Bündnis gegen Depression)

Anzeichen einer möglichen depressiven Entwicklung am Arbeitsplatz (copyright beim Düsseldorfer Bündnis gegen Depression)

 

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